Forderung: Roman (German Edition) by John Grisham

Forderung: Roman (German Edition) by John Grisham

Autor:John Grisham [Grisham, John]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2018-03-18T23:00:00+00:00


24

Am frühen Nachmittag des darauffolgenden Samstags verließen sie Washington in Todds Auto und fuhren zwei Stunden zur Bardtown Federal Detention Facility in der Nähe von Altoona, Pennsylvania. Von außen hatte sich seit ihrem letzten Besuch vor sieben Wochen nichts verändert. Der Stacheldraht glitzerte im Sonnenlicht. Der hohe Maschendrahtzaun sah noch genauso düster aus. Auf dem Parkplatz standen die Autos und Pick-ups der vielen Dutzend Angestellten, die ihre Heimat beschützten.

Zola trug ein langes, weites schwarzes Kleid. Als Todd den Motor ausschaltete, zog sie den Hidschab aus ihrer Tasche und wickelte ihn um Kopf und Schultern. »Unsere brave kleine Muslima«, stichelte Todd.

»Halt die Klappe«, meinte sie und stieg aus.

Dem Anlass entsprechend war Mark Upshaw, ihr Anwalt, mit Jackett und Krawatte erschienen. Er hatte vorher angerufen und ihren Besuch angekündigt, in der Hoffnung, nicht noch einmal so ein Drama wie beim letzten Mal erleben zu müssen. Die Formalitäten waren offenbar geklärt, und sie wurden in den Besuchsraum geführt, den sie bereits kannten. Dort warteten sie eine halbe Stunde, bis Zolas Eltern und ihr Bruder hereingeführt wurden. Zola stellte ihre Freunde noch einmal vor und umarmte ihre Mutter.

Sie versuchten, sich zu beherrschen, als Bo erklärte, sie hätten keine Ahnung, wann man sie ausfliegen werde. Einer der Beamten habe zu ihm gesagt, die ICE wolle warten, bis so viele Fälle von Senegalesen bearbeitet seien, dass eine Chartermaschine voll werde. Schließlich gebe es keinen Grund, bei einem derart teuren Flug Sitze frei zu lassen. Hundert Passagiere sei die Vorgabe, und sie seien immer noch dabei, Illegale zusammenzutreiben.

Bo fragte nach dem Studium, und die Partner antworteten, dass alles hervorragend laufe. Vater Abdou tätschelte Zolas Arm und sagte, er sei so stolz auf sie, weil sie jetzt Anwältin werde. Zola lächelte und spielte mit. Sie gab ihm eine kleine Karte mit dem Namen von Diallo Niang, dem Anwalt in Dakar, und trug ihm auf, sie, wenn irgend möglich, anzurufen, sobald man sie ins Flugzeug bringe. Sie verständige dann sofort Mr. Niang, der versuchen werde, ihnen die Ankunft zu erleichtern. Aber es gebe viele unbekannte Variablen.

Zolas Mutter Fanta sagte nicht viel. Sie hielt Zolas Hand und saß niedergeschlagen, traurig und verängstigt da, während die anderen sich unterhielten. Nach zwanzig Minuten entschuldigten sich Todd und Mark, um draußen auf dem Flur zu warten.

Als der Besuch vorbei war, gingen sie zum Wagen zurück, wo Zola den Hidschab ablegte. Sie wischte sich die Augen und sagte lange kein Wort. Wieder in Maryland, hielt Todd an einem kleinen Supermarkt und kaufte einen Sechserpack Bier. Da sie am Nachmittag nichts vorhatten, beschlossen sie, einen Umweg über Martinsburg zu machen und Gordy zu besuchen. Auf dem öffentlichen Friedhof in der Nähe der Kirche fanden sie den neuen Grabstein, der von frisch aufgeschütteter Erde umgeben war.

Am Sonntag borgte sich Mark Todds Auto und fuhr nach Hause, nach Dover. Er wollte seine Mutter besuchen und ein ernstes Gespräch mit ihr führen, hatte aber absolut keine Lust, sich mit Louie auseinanderzusetzen. Die Situation seines Bruders hatte sich nicht geändert. Sein Fall wurde mit quälender Langsamkeit durch das System geschoben, mit einem für September angesetzten Verhandlungstermin.



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